Reparaturbericht: Neuaufbau eines vergossenen Moduls
Verfasst: Di Nov 17, 2015 11:28 am
Moinsen!
Anfang letzter Woche entwickelte mein geliebter D02 (digitaler Limiter der Firma Jünger Audio) leider einen Fehler auf einem analogen Ausgang. Das Audio-Nutzsignal wurde überdeckt von lautem Rauschen, Krachen und Bruzzeln...
Also mal aufgeschraubt und reingeguckt. Irgendwann hatte ich direkt vor den XLR-Ausgangsbuchsen einen eckigen Folienkondensator entdeckt - als ich an dem gewackelt hatte, war je nach Position kurzfristig das Signal wieder sauber da.
Dann mal auf die Lötseite geschaut, und nicht schlecht gestaunt: Ein Folienkondensator mit 6 Anschlüssen?
Also den Signalverfolger rausgeholt, und ein paar Minuten später hatte ich das Audio-Signal zu einem Eingangspin des ominösen Bauteiles verfolgt, sowie einen symmetrischen Ausgang entdeckt. Eingang, zweimal Ausgang, Masse sowie zwei Pins für die symmetrische Betriebsspannung - also 6 Pins - passt.
Anscheinend wurde also eine Symmetrier-Ausgangsstufe in ein Modul vergossen - na toll...
Nach einer (wirklich sehr guten und freundlichen) Kommunikation mit der Firma Jünger war klar, dass diese das Modul als Ersatzteil zwar liefern könne - es hätte allerdings erst angefertigt werden müssen, und außerdem wollte man, dass ich das komplette Gerät zur Reparatur einschicke (was ich völlig unnötig fand...) Obwohl der voraussichtliche Preis für die Reparatur noch halbwegs human war, hat mich dann dennoch am Wochenende der Ehrgeiz gepackt.
Also kleine Stechbeitel, Fräser, Kneifzangen und sonstige fiese Geräte rausgeholt, gute Musik aufgelegt, und angefangen, das Modul zu zerstören.
Nachdem ich das äußere Kunststoffgehäuse weggefräst und mich auch an der Vergussmasse schon ein wenig abgearbeitet hatte, sah das so aus:
Ich hab allerdings extrem Glück gehabt: wäre das eine 2k-Vergussmasse gewesen, hätte ich keine Chance gehabt. Die hier verwendete Masse war deutlich weicher, und dennoch nur so gerade eben abtragbar. Die spannende Frage war natürlich, wie viel von den Innereien überleben würden.
Irgendwann sah das dann schonmal so aus:
Und wenig später dann so:
Ich hatte alle Bauteile zum Glück da, also habe ich mal flugs die Platine neu bestückt und mich gar nicht erst mit Fehlersuche aufgehalten. So siehts dann fertig aus:
Und eingebaut, links das Original, rechts die Fälschung:
Und zum Glück hat das dann auch sofort fehlerfrei gespielt - also alles wieder in Ordnung.
Wer also auch mal vor so einem Problem steht: Eine Reparatur so eines vergossenen Moduls ist möglich, das hängt aber stark von der verwendeten Vergussmasse ab. Eine kleine Stelle einer Leiterbahn habe ich beim Demontieren zerstört, das war aber reparabel.
Die Frage, die sich mir noch stellt, ist die nach dem Grund des Vergiessens: So eine relativ simple symmetrische Ausgangsstufe (zweifacher OP-Amp) ist ja nun wirklich keine vor neugierigen Blicken zu schützende Raketentechnologie - und dass in einer Ausgangsstufe Bauteile miteinander wärmetechnisch gekoppelt und deshalb vergossen werden, kenne ich höchstens von DOAs... jemand ne Idee?
Gruß vom Toff
Anfang letzter Woche entwickelte mein geliebter D02 (digitaler Limiter der Firma Jünger Audio) leider einen Fehler auf einem analogen Ausgang. Das Audio-Nutzsignal wurde überdeckt von lautem Rauschen, Krachen und Bruzzeln...
Also mal aufgeschraubt und reingeguckt. Irgendwann hatte ich direkt vor den XLR-Ausgangsbuchsen einen eckigen Folienkondensator entdeckt - als ich an dem gewackelt hatte, war je nach Position kurzfristig das Signal wieder sauber da.
Dann mal auf die Lötseite geschaut, und nicht schlecht gestaunt: Ein Folienkondensator mit 6 Anschlüssen?
Also den Signalverfolger rausgeholt, und ein paar Minuten später hatte ich das Audio-Signal zu einem Eingangspin des ominösen Bauteiles verfolgt, sowie einen symmetrischen Ausgang entdeckt. Eingang, zweimal Ausgang, Masse sowie zwei Pins für die symmetrische Betriebsspannung - also 6 Pins - passt.
Anscheinend wurde also eine Symmetrier-Ausgangsstufe in ein Modul vergossen - na toll...
Nach einer (wirklich sehr guten und freundlichen) Kommunikation mit der Firma Jünger war klar, dass diese das Modul als Ersatzteil zwar liefern könne - es hätte allerdings erst angefertigt werden müssen, und außerdem wollte man, dass ich das komplette Gerät zur Reparatur einschicke (was ich völlig unnötig fand...) Obwohl der voraussichtliche Preis für die Reparatur noch halbwegs human war, hat mich dann dennoch am Wochenende der Ehrgeiz gepackt.
Also kleine Stechbeitel, Fräser, Kneifzangen und sonstige fiese Geräte rausgeholt, gute Musik aufgelegt, und angefangen, das Modul zu zerstören.
Nachdem ich das äußere Kunststoffgehäuse weggefräst und mich auch an der Vergussmasse schon ein wenig abgearbeitet hatte, sah das so aus:
Ich hab allerdings extrem Glück gehabt: wäre das eine 2k-Vergussmasse gewesen, hätte ich keine Chance gehabt. Die hier verwendete Masse war deutlich weicher, und dennoch nur so gerade eben abtragbar. Die spannende Frage war natürlich, wie viel von den Innereien überleben würden.
Irgendwann sah das dann schonmal so aus:
Und wenig später dann so:
Ich hatte alle Bauteile zum Glück da, also habe ich mal flugs die Platine neu bestückt und mich gar nicht erst mit Fehlersuche aufgehalten. So siehts dann fertig aus:
Und eingebaut, links das Original, rechts die Fälschung:
Und zum Glück hat das dann auch sofort fehlerfrei gespielt - also alles wieder in Ordnung.
Wer also auch mal vor so einem Problem steht: Eine Reparatur so eines vergossenen Moduls ist möglich, das hängt aber stark von der verwendeten Vergussmasse ab. Eine kleine Stelle einer Leiterbahn habe ich beim Demontieren zerstört, das war aber reparabel.
Die Frage, die sich mir noch stellt, ist die nach dem Grund des Vergiessens: So eine relativ simple symmetrische Ausgangsstufe (zweifacher OP-Amp) ist ja nun wirklich keine vor neugierigen Blicken zu schützende Raketentechnologie - und dass in einer Ausgangsstufe Bauteile miteinander wärmetechnisch gekoppelt und deshalb vergossen werden, kenne ich höchstens von DOAs... jemand ne Idee?
Gruß vom Toff