So, jetzt der versprochene Bericht zum dem kleinen Vergleichshören, das ich mit einem Freund zusammen in seinem Berliner Studio veranstaltet habe. Vorweg: Mir ist klar, wie subjektiv sowas ist, und eigentlich scheue ich mich, öffentlich so etwas von mir zu geben... nun denn.
Abhöre war Adam S3A mit Adam-Sub in einem recht gut akustisch präpariertem Raum (z.B. quadratmeterweise verbaute VPRs, über VPRs generell gibt’s hier im Forum einen Thread), Mytek-Wandler, Nuendo-Software - also alles recht hochwertig, so dass die Voraussetzungen für das Hören feiner Unterschiede gegeben waren.
Als erstes haben wir einen echt guten (passiven!) Fretless direkt in den DI-Eingang des SlowBlow gestöpselt, Vergleichskandidat war eine Radial-DI-Box an einem SSL9k-DIY-Preamp. Der SlowBlow lief dabei unsymmetrisch ohne Trafo im Output (mehr dazu später). Um überhaupt was raushören zu können, haben wir eine schnelle Umschaltmöglichkeit realisiert, so dass eine Person Bass spielen konnte, und die andere in der Abhörposition sitzend hin- und herschalten konnte.
Auffällig dabei als erstes, dass der SlowBlow nicht wie ein klischee-mäßiger „Röhrenpreamp“ klingt, zumindest nicht so, wie das immer vermarktet wird – da zerrt nichts, und sowas wie Saturation gabs unserer Meinung auch nicht. Also kein Effektgerät, das fand ich schon mal gut. Im Vergleich mit der Radial-SSL-Kette klang der Fretless über den SlowBlow direkter und war etwas weiter vorne, deutliche Unterschiede im Attackverhalten.
Dann eine Strat, gleiche Signalwege: Hier waren die Unterschiede noch klarer, der Slowie klang wie ein fertiges Signal, direkt im Mix verwendbar, während die Radial mit dem SSL wie eine Pickup-DI-Aufnahme klang, die noch bearbeitet werden muss. Fand ich auch gut
Ich kann mir den SlowBlow in Zukunft sehr gut als meinen hauptamtlichen Basspreamp vorstellen. Die Ergebnisse bisher aber bitte in der gebührenden Relation sehen: Auch das Radial/SSL-Signal war gut!
Wir waren uns dann sehr schnell einig, dass wahrscheinlich die Radial-Box das soundbestimmende Element war, und nicht der SSL. Die passive Radialbox hat schließlich auch eine wesentlich geringere Eingangsimpedanz als die Röhreneingangsstufe.
Der SlowBlow brummt übrigens bei gleichem Gain deutlich weniger als der getestete SSL – die massive Filterung des SB-Netzteils scheint sich auszuzahlen.
Dann haben wir getestet, ob der unsymmetrische Ausgang des SlowBlow anders klingt als der übertragersymmetrierte. Ich habe einen Schalter eingebaut, der bei alleinig unsymmetrischem Betrieb ohne Trafo die Primärwicklung desselben aus dem Signalweg nimmt, so dass der unsymmetrische Ausgang nicht belastet wird. Und hier wurde ganz deutlich: Der 1:1-Stancor-Ausgangstrafo verschleift deutlich die Impulse, der unsymmetrische Ausgang klingt einfach besser! Tja, leider kommen bei Vergleichstests dann auch solche Sachen raus. Die Trafos fliegen auf jeden Fall wieder raus. Hat jemand eine Empfehlung für ein richtig gutes Ausgangseisen, welches hinter die 5687-SRPP-Stufe passen könnte? Vielleicht auch nicht 1:1, sondern 2:1? Ich wäre dankbar für Tipps von den Röhrengurus!
Weiter: Als nächstes SSL gegen Slowie über ein TLM 170. TLM 170 deshalb, weil das relativ unspektakulär und neutral klingt (wir hätten auch ein VM1 von Brauner oder andere Neumänner nehmen können). Vor das 170 haben wir einen aktiven Monitor gestellt, und dann Musik zweimal nacheinander abgespielt: Das Mikro-Signal über das gleiche Kabel und die gleiche Kette zum Rechner, nur zwischendrin halt beim ersten Durchgang der SSL, beim zweiten Slowie (peinlichst genau pegelangepasst, sowohl mit Rauschen als auch anderen Signalen).
Interessant gleich zum Anfang: Die Preamps sind im Blindtest deutlich und zuverlässig raushörbar, auch mehrmals hintereinander. Dabei haben wir darauf geachtet, dass nicht eventuelles Brummen oder Rauschen die Identifizierung ermöglicht, sondern nur der Sound. Wir waren uns sicher, dass der SSL etwas „knorrigere“ und stärkere obere Bässe hat, der Slowie dafür aber insgesamt wieder transparenter, klarer, größer und direkter klang. Daher die Vermutung, dass der Slowie etwas mehr obere Mitten hat, die das bewirken (erinnert mich daran, was ein U47 oder guter U47-Klon bei Vergleichstests zwischen Mikrofonen macht – Mittentransparenz zwischen 2 und 6 kHz oder so…)
Dann haben wir das überprüft und mit dem Voxengo SPAN PlugIn die resultierenden Frequenzgänge verglichen. Und zu meiner Verwunderung gab es da keinerlei Unterschiede! (OK, der SSL hatte 0,1dB mehr von 15 bis 20kHz, aber das erklärt den Unterschied meiner Meinung nach nicht). Die deutlich wahrnehmbaren Unterschiede zwischen den Preamps müssen also von unterschiedlichem Impulsverhalten und/oder „schönem“ Klirr oder sonst irgendwas kommen. Oder einfach davon, dass im Slowie sehr wenige Bauteile im Signalweg liegen? Aber wie, und durch welche physikalischen Vorgänge verursacht, würde sich ein kurzer Signalweg in einen bestimmten, vom Hören her scheinbar frequenzmässig unterschiedlichen Sound übersetzen?
Ich würde mich da über Anregungen oder eine Diskussion freuen. Ich hab auf jeden Fall was gelernt bei diesem Test; dass ich zwei frequenzmässig identische Klänge als derart frequenzmässig unterschiedlich klingend wahrnehmen würde, hätte ich nicht gedacht.
Puuh, langer Text…
Zum Schluss durfte noch ein alter Lorenz ÜV300 ran, und der schien im Vergleich bei einer eher fragilen Frauenstimme in den unteren bis mittleren Mitten besser passend als der Slowie, so dass ich bei dieser Frauenstimme den Lorenz vorgezogen hätte. Interessant, wie man mit der Auswahl des geeigneten Preamps das Signal von vorneherein „richtig“ gestalten kann. Übrigens gab es auch hier keine Unterschiede im Frequenzgang (!). Der Lorenz ist ein verdammt guter Preamp, der dem Slowie in nichts nachsteht, und bei einigen Signalen definitiv besser passt – den würde ich beim nächsten Mal gerne länger testen, und eigentlich weiß ich jetzt genau, welchen Preamp ich als nächsten gerne bauen würde.
Viel Spass euch allen bei der Messe, ich kann leider leider nicht.
Toff