Das SAJE Memory

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MarkusP
Beiträge: 113
Registriert: Mi Nov 17, 2010 4:07 pm

Das SAJE Memory

Beitrag von MarkusP »

Hallo auch,

hiermit möchte ich Euch einen kleinen Exoten unter den Mischpulten vorstellen, das SAJE-Memory. Es ist ein analoges Pult, das vollständig digital steuerbar ist. Es war hauptsächlich für Live-Anwendung konzipiert, eignet sich aber auch sehr gut für Aufnahmen.

Es gab nicht sehr viele davon, in Deutschland waren es vier Pulte. Ein Pult ging in die "Verwertung", bei einem ist der Verbleib ungeklärt, die anderen zwei sind nun bei mir :-)...

Nun Butter bei die Fische:

Hier die Steuer-Konsole in 32-16:

Bild

Der Monitor links und die Tastatur sind für die Speicherverwaltung zuständig. Es ist ein V24-Terminal. Der Monitor rechts zeigt die angewählten Kanalzüge an.

Terminal:
Bild

Monitor:
Bild

Zentraler Bedienblock:
Bild

Die Bedienung erfolgt über das zentrale Bedienfeld in Kombination mit den Fadern. Dies sind Motorfader von Penny&Giles. Hierrüber lassen sich einstellen:
-Gain (Trim)
-Pan
-EQ (für Ein- wie Ausgänge)
-Pegel 1-16
Die 16 Ausgänge sind frei konfigurierbar, d.h. es ist möglich z.B 4 Aux Pre, 4 Aux Post und den Rest als Gruppe laufen zu lassen, je nach Bedarf.

Faderblock:
Bild

Über den Fadern ist jeweils die Anzeige der Kanalnummer und des gewählten Eingangs z.B. I01 A (drei stehen pro Kanal zur Verfügung), darunter eine frei einstellbare Benennung des Kanals.

Das Herz des ganzen besteht aus zwei Einplatinencomputern. Einem 68000-er von Themis. Der besorgt die gesamte Verwaltung des Systems. Die Steuersoftware ist auf einer SCSI-Platte. Der zweite Rechner ist ein VME-AT von Eltec, der eigentlich "nur" für die graphische Darstellung auf dem Monitor zuständig ist.
In dem Rack sind auch die Einheiten, die die Steuerung der Faderblöcke übernehmen, sowie ein Midi udn SMPTE-Interface.

Das "Herz":
Bild

Die eigentlich Audio-Elektronik befindet sich in separaten 19´´-Racks.

Hier der Ausgangsblock, die Karte ganz rechts ist die Monitoreinheit.
Bild

Ein Eingangsblock. links erkennt man die Verbindung zur Konsole. Diese erfolgt über eine symmetrische serielle Leitung für die Steuerung und einen Multipin-Leitung für die Meterbridge.

Bild

Die Elektronik selber ist "vom feinsten":

Hier eine geöffnete Eingangskarte:

Bild

Eine Ausgangskarte:

Bild

Soviel als ersten Eindruck von diesem Pult.
Weitere Details kommen dann auf eine noch zu erstellende Homepage, wenn Zeit ist ... :-)

Gruß aus Berlin

MarkusP.

jensenmann
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Beitrag von jensenmann »

Sehr schön, mehr davon !!!!!
Jens

kubi
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Beitrag von kubi »

Vielen Dank, sehr spannend!
Mehr Infos sind natürlich willkommen! :wink:
Darius

MarkusP
Beiträge: 113
Registriert: Mi Nov 17, 2010 4:07 pm

Beitrag von MarkusP »

Hallo auch,

dann gehen wir mal ein wenig in die Details.

Wie erwähnt, geschieht die Bedienung über die Fader in Verbindung mit dem zentralen Bedienfeld.

Ein Kanal wird über die SOLO-Taste angewählt. Dieser wird dann auf dem Monitor angezeigt. Jetzt gibt es die umständliche Variante, sich mit dem Cursor durchzutasten und mit dem Data-Entry-Regeler einzustellen. Die normale Variante benutzt die zusätzlichen Tasten auf dem Feld:

Bild

Fader--> Selbsterklärend. Wird benutzt, wenn der Kanal als Gruppe geschaltet ist.
Aux--> Fader für die AUX-Wege, wenn definiert.
Trim--> Vorverstärkung
Pan--> tja, was wohl :-)

Hier ein Detail der Vorverstärkungseinstellung:

Bild

SEL--> Input A,B oder C
MIC--> Mic/Line-Umschaltung
48V--> Jau, Phantomspeisung
PHI--> Verpolung (falls Sengpiel hier mitliest..)
GND--> Groundlift
OSC--> Schaltet den internen Oszillator auf den Eingang
TRIM--> Dürfte klar sein.
Vorverstärkungsstellbereich bei MIC: 30-79 dB, bei Line 0-30 dB

Dies geht auch alles über zentrale Taster.
Bild

Nun zum Equalizer:
Wichtig sind die Tasten: Input EQ on Faders. Die schaltet den ersten Fader-Block auf EQ-Bedienung um.

Bild

LL-F: Tiefen, Frequenz
LL-L: Tiefen, "Level"
Rest wieder selbsterklärend.
Die genauen Werte werden auf dem Monitor angezeigt:
Bild

Das Pult besitzt einen 4 Band-EQ.
Alle 4 Bänder haben die Möglichkeit eines semiparametrischen EQs mit 2 Kurven:

Bild

Das Tiefen- und das Höhenband können auch als klassischer Kuhschwanz geschaltet werden.

Zusätzlich hat das Pult, wie auf dem Monitor zu sehen war, einen Hoch- und einen Tiefpaß, dessen Einsatzfrequenz einstellbar ist. Diese haben eine Steilheit von 12dB/Oktave

Die Wertebereiche im einzelnen:
Band 1: 31.5-315 Hz in 21 Schritten. +-18dB in 0.5dB-Schritten.
Band 2: 200-2000 Hz in 21 Schritten. +-18dB in 0.5dB-Schritten.
Band 3: 800-8000 Hz in 21 Schritten. +-18dB in 0.5dB-Schritten.
Band 4: 2- 20 kHz Hz in 21 Schritten. +-18dB in 0.5dB-Schritten.

Hochpaß: 20-315 Hz in 11 Schritten
Tiefpaß 3.15 - 16 kHz in 7 Schritten

Die variable Ausgangszuordnung ist hier zu sehen:

Bild

Wenn von den vier "Knöpfen" nichts leuchtet, ist der BUS aus.
Gelb links oben bedeutet BUS an. Der Knopf darunter definiert Pre(P) oder Post (A). Rechts oben kann man M(Mono) für einen Aux-Bus, oder S(Stereo) für eine Gruppe definieren. Dies geht alles schneller über vordefinierte Tasten. sonst tippt man sich einen Wolf...
Kanaleinstellungen lassen sich schnell auf mehrere Kanäle kopieren.
Der Regler auf dem Bild zeigt den Pegel des Busses an. Dieser ist Wirksam, wenn der BUS als AUX-Weg arbeitet. Bei der Gruppenfunktion hat diese Anzeige keine Bedeutung.
Hier sieht man auch die Benamung der Ausgänge.

Ein letztes Detail:

Bild

Pan und Fader wieder selbsterklärend. Stereolink verknüpft zwei Fader (ungerade/gerade). Man kann mit einem Fader also zwei Regler betätigen.
Hier kann man auch die drei Inserts schalten. Auch die bekommen Namen.
"Remote" bedeutet, daß man Remote-Gruppen bilden kann. Man kann also mit den Ausgangsfadern bei "REMOTES Output Faders" die Remote-Gruppen fahren. Sehr fein.

Nun zur eigentlichen Eingangskarte.
Hier nochmal einen Überblick:
Bild

Den kompletten Schaltplan (nur den Analogteil mit den digitalen Steuerelementen) des Eingangsmoduls habe ich mal eingescannt, dann kann sich jeder ein Bild machen.

http://www.licht-und-schall.de/Pictures ... ry_MIM.pdf

Hier findet Ihr auch einen Schaltplan für ein "Dynamics-Board". Dieses ist eine Aufsteckkarte für die Eingangskassette und beinhaltet ein Dynamik-Einheit mit Compressor/Deesser,Gate/Expander. Diese Platinen besitze ich leider nicht. Sie waren auch nicht weit verbreitet. In St. Gallen hatten sie diese Karten wohl mal, aber bald wieder rausgeworfen, da es damit wohl irgendeinen Ärger gab, deutlich schlechteres Übersprechen etc.pp.
Auf dem Bildschirm sieht dieser Teil so aus:
Bild

Ein wichtiges Detail am Rande. Die Busse in diesem Pult sind symmetrisch. Dies war wohl auch wegen der vagabundierenden Digitalsignale ein Muß, um da etwas Ruhe zu haben.

Und zum Schluß noch. Dieses Pult ist ein Stromfresser und wird dementsprechend warm...
In der hiergezeigten Version mit 32 Eingängen und 16 Ausgängen "ziehen" die Audioracks 10 Ampere. Die Steuerkonsole "begnügt" sich mit 1 Ampere...

Soviel zu einigen Details.

Gruß aus Berlin

MarkusP.

andreas_koenig
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Wohnort: Bochum

Beitrag von andreas_koenig »

Hallöchen,

Mit "Verwertung" meinst du unser Pult in Bochum am Schauspeilhaus ?

Hat damals viel Spaß gemacht mit der Console zu arbeiten ;-)

Interessant waren auch der "GrandMaster" und die "Dynamic Control"

MarkusP
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Beitrag von MarkusP »

Hallo Andreas,

mit Verwertung meinte ich nach meinem Stand der Dinge das Pult in Münster.
Dies hatte mir zumindest Chris Wiedenbeck gesagt.

Was ist denn aus dem Bochumer Pult geworden?

Gruß aus Berlin

MarkusP.

andreas_koenig
Beiträge: 2
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Wohnort: Bochum

Beitrag von andreas_koenig »

Das ist Sommer/Herbst 2000 nach Münster gegangen, als Ersatzteillager...
soweit ich mich erinnere.
Was ist eigentlich aus Herrn Prince geworden ?

MarkusP
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Beitrag von MarkusP »

Hallo Andreas,

hast eine pn.

Gruß aus Berlin

MarkusP.

Wolfgangwolfi09
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Beitrag von Wolfgangwolfi09 »

für wie viel kann man das schätzchen denn erwerben ?

peterh
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Beitrag von peterh »

Salve,

ja das ist doch mal ein schönes Teil, bitte berichte mehr davon

Wie klingt es denn ?

Gruß
Peter
Weh ach weh, dies zu dulden.

MarkusP
Beiträge: 113
Registriert: Mi Nov 17, 2010 4:07 pm

Beitrag von MarkusP »

Hallo auch,

also zu erwerben sind die "Schätzchen" leider nicht, da bin ich ein wenig eigen... :)

Wie klingt es, hm...?

Es ist vollanalog mit digitaler Steuerung und nichts wirklich "bös digitales" im Signalpfad. Die Übertrager sind von Haufe, die Halbleiter auch der besten Sorte.

Als Techniker würde ich sagen, daß es nicht klingt, da ein sauber konstruiertes Audiogerät nicht zu klingen hat...

Habe es hin und wieder für Aufnahmen verwendet und war sehr zufrieden.

Gruß aus Berlin

MarkusP.

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