Durchblasproblem

Das Labor ist der richtige Ort um spezielle Projekte inkl. Fehlersuche zu diskutieren.

Moderatoren: TVPstudio, kubi

hardtrail
Beiträge: 282
Registriert: Do Feb 12, 2009 5:27 pm
Wohnort: Germany, Köln Nippes
Kontaktdaten:

Durchblasproblem

Beitrag von hardtrail »

Ungewöhnlicher Name, aber das Problem kennt vielleicht jemand hier.
Ich habe zwei Geräte, die mit folgendem Problem kämpfen, eine Endstufe und ein Kompressor (BSS404)
Das Problem ist: Beide Geräte benötigen einen sehr hohen Signalpegel um ihre Funktion herzustellen. Man muss sie also "mit ordentlich Dampf durchblasen"...
Bsp Endstufe: Die Endstufe ist insgesamt sehr leise (mal inkorrekt formuliert) und erst mit einem hohen Pegel ist plötzlich die volle Leistung da.
Beim BSS ist es ähnlich, erst reiner Bypass-Betrieb, trotz Komressor-an. Bei hoher Lautstärke setzt dann plötzlich die normale Funktion ein.
Manchmal bleibt die korrekte Funktion erhalten, es ist aber auch schon passiert, dass die Endstufe mitten im Konzert versagt hat. Dann kurz durchgeblasen (feedback olé) und dann ging es wieder...
Mein Verdacht nun: Beide Geräte haben im Schaltplan einen kleinen Elko im Signalweg. Könnte das schon der Übeltäter sein? Kennt jemand ein ähnliches Problem und hat es schonmal behoben?

matthias
Beiträge: 488
Registriert: Sa Mär 18, 2006 11:42 pm

Beitrag von matthias »

ich hatte ein ähnliches Problem bei meinem BSS DPR 402
da war das Bypass-Relais defekt... das hab ich dann getauscht, danach war alles wieder ok!

burnersound
Beiträge: 133
Registriert: Di Feb 03, 2009 1:32 pm

Beitrag von burnersound »

Selbes Problem bei K&H O96ern auch durch Relaistausch gelöst. Da gings aber nur um das Einschalten. Wenn das Relais durch durchblasen erst einmal gegriffen hat, hats auch stundenlang gehalten.

Den Elko testweise einfach mal zu tauschen ist sicher nicht allzu aufwändig und vielleicht reicht das dann schon...

Irgendwer schrieb hier mal zu alter/fehlerhafter Technik: Erst mal alle Elkos pauschal tauschen, dann erst einschalten und gucken, ob man sich auf Fehlersuche machen muss. :wink:
Der Tip hat mir schon einiges Kopfzerbrechen erspart.
Christian
______________
Jake: You traded the Bluesmobile for this?!
Elwood: No ... for a microphone.
Jake: A microphone? Okay, I can see that.

jensenmann
Beiträge: 2904
Registriert: Fr Mär 24, 2006 9:20 pm
Wohnort: Karlsruhe, BRD

Beitrag von jensenmann »

Das hab wohl ich geschrieben. Der Fehler klingt nach Kontaktproblem. Also Relais tauschen oder mal an allen Steckverbindungen in den Geräten wackeln/ein- u. ausstecken und alle Schalter zig mal drücken. Wenn man das bei laufendem Gerät macht kann man in der Regel kann den Fehlerkandidaten auch hören. Bei Pulten ist sowas gerne mal der Schaltkontakt der Insertbuchsen, gleiches bei Steckfeldern.
Jens

burnersound
Beiträge: 133
Registriert: Di Feb 03, 2009 1:32 pm

Beitrag von burnersound »

Jau. Danke nochmal, Jens :D
Christian
______________
Jake: You traded the Bluesmobile for this?!
Elwood: No ... for a microphone.
Jake: A microphone? Okay, I can see that.

toff
Beiträge: 684
Registriert: Do Jun 29, 2006 10:26 pm

Beitrag von toff »

Das ist einer der am schwierigsten zu findenden/reparierenden Fehler...
Nehmen wir mal an, es liegt an einem korrodierten Kontakt in einer Steckverbindung: Manchmal reichts ja schon, den Stecker zu berühren, und auf einmal funktionierts wieder. Wenn man auch nur minimal undiszipliniert vorgeht, und an mehreren Stellen gleichzeitig wackelt, verschwindet der Fehler, und es ist nicht klar, welcher Kontakt es war. Dann funktioniert das ganze in der Regel ein paar Taage, man kann sich allerdings sicher sein, dann nach besagten Tagen wieder zur erneuten Reparatur erscheinen zu dürfen. Besonders Mischpulte sind in dieser Hinsicht eine "Servicehölle"...

Oft sinds tatsächlich die Klinkenbuchsen (ich sag nur ältere Soundcraft-Pulte im Insert), an XLR-Verbindern hatte ich fast noch nie Probleme, was daran liegen könnte, dass die Kontakte sich beim Einstecken selbst reinigen - das scheint bei Klinkenbuchsen weniger der Fall zu sein. Ausserdem verdrecken die Klinkenbuchsen nicht nur, zusätzlich lässt auch oft die mechanische Spannung des Federkontaktes nach - das Problem haben XLRs zum Glück nicht.

Generell: Dieses "Freibrenn-Phänomen" (unter diesem Namen kenne ich das) wird meist nicht durch fehlerhafte Elkos verursacht, die zerren eher oder werden zum ungewollten Hochpass.

Viel Spass bei der Jagd...

matthias
Beiträge: 488
Registriert: Sa Mär 18, 2006 11:42 pm

Beitrag von matthias »

ich hatte so etwas ähnliches auch schon mal durch eine gerissene/gebrochene Lötstelle bei einem Sockel eines Steckverbinders. Ursache war die mechanische Belastung beim Herausziehen des Steckers.

hardtrail
Beiträge: 282
Registriert: Do Feb 12, 2009 5:27 pm
Wohnort: Germany, Köln Nippes
Kontaktdaten:

Beitrag von hardtrail »

danke für die Tips. Nen Relais befindet sich im BSS Schaltplan leider keines. Das Signal geht einfach unbearbeitet durch. Hab das Teil grad nicht hier, aber es wird bald dran glauben müssen :)

hardtrail
Beiträge: 282
Registriert: Do Feb 12, 2009 5:27 pm
Wohnort: Germany, Köln Nippes
Kontaktdaten:

Beitrag von hardtrail »

kompetentes Forum hier.
Oft sinds tatsächlich die Klinkenbuchsen
So wars bei mir nämlich auch. Die Sidechain Buchse ist der Übeltäter.
Fein, endlich wieder 4 Kompressoren :)

MarkusP
Beiträge: 113
Registriert: Mi Nov 17, 2010 4:07 pm

Beitrag von MarkusP »

Auch wenn es sich um andere Geräte handelt,
es gibt immer wieder interessante Fehler.

Das mit den (Schalt)-Klinkenbuchsen kenne ich von einem alten Fender Studio-Bass Röhrenverstärker. Da hat die Wärme des Gerätes die Klinkenbuchsen (war glaube ich der Schaltkontakt des EQs) zu regelrechten Bimetallschaltern gemacht. Je wärmer, desto aus... :-)

Anderes schönes Problem. Alte ASC 6000 Bandmaschiene. Auch thermisches Problem. Ein Kanal fiel immer nach einiger Zeit aus bei der Wiedergabe. Diese Maschiene verfügt über Transistoren als Kurzschließer in den Audiowegen. Das ist von den Gleichspannungen her heikel.
Gleichspannung an der falschen Stelle und das Ding macht dicht.

Vor besagten Schließern lag ein Elko, natürlich ein Tantal...
Elko getauscht, alles in Ordnung. Habe hinterher spaßenshalber den Tantalelko mal an ein Ohmmeter angeschlossen und heftig erwärmt.
Ist schon erstauntlich, wie niedrig der Gleichstromwiderstand eines solchen Dings werden kann :-)

Ansonsten auch die Seuche, daß Schalter nicht für die Betriebsbedingungen eingebaut sind. Gewisse Kontakte brauchen halt einen gewissen Strom, um sich freizubrennen. Bei Audio fließt leider kaum Strom, außer bei Endstufen...
Der kleine feine Unterschied zwischen versilbert, hauchvergoldet und vergoldet, aber wem sag ich das...

Bis die Tage

MarkusP.

_arno
Beiträge: 14
Registriert: So Apr 10, 2011 4:50 pm

Beitrag von _arno »

Hallo,
hatte das oft genug bei meinem D&R 8000.

Es hatte unterschiedliche Ursachen, korrodierte Kontakte, Elkos, aber auch Halbleiter (!) sollte man generell nie ausschließen.

Habe letztendlich im D&R alle ICs (zum Glück waren die in Sockeln!) ausgetauscht.

Arno

hardtrail
Beiträge: 282
Registriert: Do Feb 12, 2009 5:27 pm
Wohnort: Germany, Köln Nippes
Kontaktdaten:

Beitrag von hardtrail »

aber auch Halbleiter (!) sollte man generell nie ausschließen
fies sind da besonders alte FETs, die ihre Werte so verändern, dass beim normalen Durchmessen nicht auffällt, dass die Dinger nicht mehr fit sind. Trotzdem zerrt die Kiste höllisch...
Für mein zweites "Duchblasproblem", die Endstufe hab ich gestern die relais bestellt, die alten sind leider vergossen und nicht zu reinigen. Könnte mir vorstellen, dass der Anpressdruck immer zu niedrig war, da die Spule mit 15 statt 18V betrieben wurden. Das hat die Verschmutzung der Kontakte sicher nicht langsamer gemacht.
Auch interessant, wie viel Staub doch in einer Endstufe Platz findet.

Benutzeravatar
GerhardS
Beiträge: 123
Registriert: Di Apr 06, 2010 10:54 am
Wohnort: Nähe FFM

Beitrag von GerhardS »

burnersound hat geschrieben:...Irgendwer schrieb hier mal zu alter/fehlerhafter Technik: Erst mal alle Elkos pauschal tauschen, dann erst einschalten und gucken, ob man sich auf Fehlersuche machen muss. :wink:
Der Tip hat mir schon einiges Kopfzerbrechen erspart.
Damals beim Öffentlich-Schrecklichen haben das die Jungs aus der Messtechnik das eigentlich immer bei den Uraltgeräten gemacht. Der Fachbegriff dafür war 'Entwimen' :-) :lol:
LG
Gerhard
________________________________________________________________________

Spannung = Lautstärke x Sprunghöhe
Hat's geknallt und hat's gestunken, war's die Firma Telefunken

Besuchen sie unser Forum der Tontechnik:
www.tonthemen.de

kubi
Beiträge: 2613
Registriert: So Mär 26, 2006 3:33 pm
Wohnort: NRW
Kontaktdaten:

Beitrag von kubi »

So, ihr Lieben, jetzt darf auch ich dem Club der Wackelkontakte beitreten. :cool:

Mein Alesis RA150 hat das gleiche Problem. Nach dem Einschalten merkt man, dass die Leitungen etwas "verstopft" wirken und regelmäßig das Signal wegbricht - links und rechts unabhängig voneinander. Erst nach dem längeren Betrieb mit deutlich höheren Pegeln fließt im Anschluss ein Signal auch bei niedrigeren Pegeln kontinuierlich durch. Somit passt der Begriff "Durchblasen".
Da ich den Verstärker im Schlafzimmer für dezente Hintergrundbeschallung im Einsatz habe, ist das "durchblasen" mit hohen Pegeln nicht wirklich praktikabel in der Nacht oder am frühen morgen.

Ich höre aus den Stimmen hier heraus, dass ich mir die Relais als erstes anschauen muss. Hat jemand mit dem RA150 Erfahrungen? Gibt es andere Komponenten, die bekannt dafür sind, zu versagen? Komisch finde ich es, dass keiner meiner gleichaltrigen RA500 solche Ausfälle hat, wurden da zufällig bessere Komponenten verbaut?
Darius

jensenmann
Beiträge: 2904
Registriert: Fr Mär 24, 2006 9:20 pm
Wohnort: Karlsruhe, BRD

Beitrag von jensenmann »

Auch bei PA Endstufen ist oft das Lastrelais das Problem. Vermutlich hat deine kleinere Endstufe ein anderes Relais als die größeren. Meine beiden RA500 haben bisher noch nie gemuckt.
Jens

Antworten