Röhrenschaltung

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dubwarrior
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Röhrenschaltung

Beitrag von dubwarrior »

Ich frag mich schon lange ob es Irgendeine Schaltung gibt mit der man Quasi den "Röhren Sound" erzeugen kann.

Also damit man zum Beispiel einer bestehende Schaltung noch ein wenig extra Klang durch eine Röhre verpassen kann.
Es gibt ja häufig Geräte bei dennen man den Röhrensound dazumischen kann, diese Schaltungen sind ja auch nicht Röhren Geräte an und für sich, oder?

Ich hab da letzhin eine Schaltung gefunden welche nachträglich an einem Preamp mit intergrierter Frequenzweiche eingebaut wurde.
Deswegen komm ich eigentlich auf das Ganze.
Das Ganze soll angeblich ähnlich wie ein Buffer funktionieren....


Bild

Die Leitung welche von oben kommt führt das Signal von der Freq. Weiche, die untere Leitung geht zu 2 weiteren, identischen Röhrenschaltungen für Mitten und Bassfrequenzen.

Funktioniert sowas wirklich?, Bzw, was macht die Schaltung?


Rico

Jan
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Beitrag von Jan »

Hallo,

wenn ich mich nicht nicht irre ist das was da in deinem Schaltplan ist eine
Katodenbasisschaltung mit nachfolgendem Katodenfolger.

Schau es dir einfach unter http://www.elektronikinfo.de/strom/katodenfolger.htm
mal an.

Gruß
Jan

jensenmann
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Beitrag von jensenmann »

schaltungstechnisch sind JFET Transistoren den Röhren ein bisschen ähnlicher als alle anderen Halbleiter. Schau dir dazu mal die zwei Hamptone Preamp Versionen an. Scott hat zweimal die gleiche Schaltung, einmal mit Röhre, einmal mit JFET benutzt, um einen Preamp zu bauen. Die Bauteilewerte sind natürlich für alle beteiligten Bauelemente anders, d.h. die Schaltungen sind nicht übertragbar.

Ich frag mich was der Röhrensound überhaupt sein soll. Ich habe Röhrengeräte, die klingen mehr nach Transistor als manche Transistorgeräte. Röhrenwärme im Sound kommt wahrscheinlich davon, daß man sich die Hände während des Mischens an den Röhrengeräten wärmen kann und deshalb feinfühliger die Regler schiebt.

Wenn deine Schaltung einen Puffer braucht wird das wohl funktionieren. Aber nur um der Röhre Willen noch eine Verstärkerstufe einzubauen macht wohl wenig Sinn. Auf das Dach eines Autos baut man ja auch keinen Kutschersitz mehr drauf, nur weil der Cw Wert dann dem einer Droschke näher kommt (falls deren Cw Wert überhaupt erstrebenswert ist ;-)
Jens

Jan
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Beitrag von Jan »

jensenmann hat geschrieben: Ich frag mich was der Röhrensound überhaupt sein soll.
Wahrscheinlich ne kleine Marketing-Unterstüzung wenn noch irgendwo
im Grät noch ne Röhre drinsteckt für den "Sound" :cool:



Gruß
Jan

kubi
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Beitrag von kubi »

Dub, das ist eine Kaskodenschaltung/SRPP, damit kann man die Verstärkung von Pentoden ohne deren Rauschen gewinnen. Schöne Vertreter sind die Ausgangsstufe im GPultec und G9. Viel "Klang" macht die nicht, es sei denn du übersteuerst die grausam, dann kannst du aber auch gleich eine Gitarren-Tretmine nehmen.

Der zuvor vorgeschlagene Haptone-JFET-Verstärker ist eine sehr schöne Schaltung, um gerade Harmonische zu erzeugen.
Und hiermit willkommen zu Kubi's Lebenshilfe: Da die Hamptone-JFET-Stufe (günstigerweise) das Signal invertiert, kann man einfach eine Rückkopplung vom Ausgang zum Eingang hinzufügen, um die Verstärkung und Verzerrung zu kontrollieren, ferner die Ausgangsimpedanz zu senken. Fazit: Anstatt einen Poti zwischen den Stufen anzubringen, bringt man je einen bei der Rückkopplung bei zwei Stufen in Reihe an und kann Line-Signale schön mit geraden oder ungeraden Harmonischen "veredeln". Funktioniert.
Darius

Jan
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Beitrag von Jan »

kubi hat geschrieben:Dub, das ist eine Kaskodenschaltung/SRPP, ...
hmm doch keine Katodenbasisschaltung mit nachfolgendem Katodenfolger?
Ich dachte immer das wäre so fast dasselbe ?

Gruß
Jan

kubi
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Beitrag von kubi »

Nöö, ist nicht das gleiche. Bei der Kaskodenschaltung/SRPP sind die Trioden "übereinander", also Kathode der zweiten an der Anode der ersten, bei "Katodenbasisschaltung mit nachfolgendem Katodenfolger" hintereinander, die Kathoden sind beide gegen Masse geschaltet, so auch bei dem Link, den du gepostet hast.
Darius

Jan
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Beitrag von Jan »

hmm verdammt ... :oops: (erst denk.... dann blubb.....)


Gruß
Jan

AndreasS
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Beitrag von AndreasS »

Hallo Darius, hallo Jan,

es ist keine Kaskodenschaltung, denn bei dieser muß das Gitter der oberen Triode für AC auf Masse liegen (ähnlich wie bei einer Pentode das Schirmgitter auf konstanten Potential liegt; bei der Kaskode wird die obere Röhre an der Kathode angesteuert)..., der Verstärkungsfaktor liegt auch nicht in der Größenordnung einer Pentode, sondern sogar geringfügig unterhalb dessen einer einfachen Kathodenbasisstufe.

Es ist einfach eine SRPP-Schaltung; ihr Verhalten hängt von der Last ab: bei hohem Lastwiderstand funktioniert die obere Röhre als constant current source, bei einem bestimmten geringen Ra ist der Vergleich mit einer Kathodenbasisstufe und einem Kathodenfolger eher zutreffend.

Für die Gewinnung eines röhrentypischen Verzerrungsspektrums (hauptsächlich geradzahlige Oberwellen) wäre eine einfache Kathodenbasisstufe das geeignetste Mittel, wobei mit einer Unteranpassung (geringerer Lastwiderstand) etwas mehr Verzerrungen erreichbar wären.

Andreas

kubi
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Beitrag von kubi »

Hallo Andreas, dass es SRPP ist, habe ich bereits vorher geschrieben und da stimme ich dir vollkommen zu. Nun ist aber SRPP eine Abwandlung der Kaskodenschaltung und nicht zufällig z.B. in der englischen Literatur als "cascoded cathode follower" bekannt.
Bei der Ultra-Linear-Kaskodenschaltung wird z.B. sogar das Ausgangssignal als eine Art Rückkopplung anteilig zum oberen Gitter zurückgeführt.
Bei der "klassischen" Kaskoden-Schaltung ist es in der Tat so, wie du schreibst, dass das obere Gitter mit z.B. einem Kondensator wechselstrommäßig geerdet ist.

Ich will hier aber auf nichts beharren, ich werde mal eben Fachliteratur zu Rate ziehen... Vielleicht bringe ich ja wirklich die beiden Termini durcheinander.
Darius

AndreasS
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Beitrag von AndreasS »

Hallo Darius,

ja, die SRPP-Schaltung beruht - neben vielen anderen auch - auf der "cascoded connection of two triodes"...; wichtig ist hier nur, daß sie einfach aufzubauen ist und dazu kapazitive und induktive Lasten treiben kann.

Gruß Andreas

dubwarrior
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Beitrag von dubwarrior »

Erstaml vielen dank für die ausführlichen Antworten.

Die gezeigte Schaltung taugt also eher weniger um "Röhren Sound" zu erzeugen, sehe ich das richtig?

Worin ligen den die stärken der Schaltung?

Bei der Katoden Bassisschaltung habe ich einiges noch nicht soo ganz verstanden.

Ich habe mir folgenden link durchgelesen

http://www.elektronikinfo.de/strom/kato ... altung.htm

Aber wie dimensioniere ich R1?
Ahand folgender Röhre ( weil ich davon gerade zufällig 2 hier habe :D )

http://www.jogis-roehrenbude.de/Russian/2SH27L.htm

Und was für einen wert kann man für C2 annehmen wen man es als Quasi universelle Schaltung designt und somit den Einganswiderstand der folgenden Stufe nicht kennt?

Wie man die Arbeitsgerade und Übergangskennlinie ermittelt ist mir auch noch nicht ganz klar, aber da muss ich mich wohl noch tiefer damit befassen..


Gruss
Rico

kubi
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Beitrag von kubi »

dubwarrior hat geschrieben:Aber wie dimensioniere ich R1?
Das ist der Gitterableitwiderstand, der dafür gedacht ist, dass Elektronen, die am Gitter hängen bleiben, abfließen können.
In den Datenblättern steht idR. das sinnvolle Maximum, je nach Röhre sind es häufig 2 bis 10Mohm.
Lediglich bei Anwendungen, in denen die Quelle sehr hochohmig ist, z.B. eine Kondensatorkapsel in einem Mikrofon, empfiehlt es sich, deutlich höhere Werte zu verwenden: 50Meg bis 1G, z.B.
Je grösser der Widerstand, um so leichter wandert jedoch das Potential des Gitters in Richtung Kathode, denn zwischen den beiden besteht auch ein Widerstand im Inneren der Röhre, z.B. 100Meg. Das sollte man beim Vorspannen des Gitters bedenken.
Mach den Widerstand R1 groß, um die vorhergehende Stufe nicht zu sehr zu belasten, aber nicht grösser als wirklich notwendig, kann also sehr klein werden, wenn ein OP vor der Röhre hängt.
dubwarrior hat geschrieben:Und was für einen wert kann man für C2 annehmen wen man es als Quasi universelle Schaltung designt und somit den Einganswiderstand der folgenden Stufe nicht kennt?
Dann so groß wie möglich, um möglichst viele tiefe Freuqenzen mitzunehmen, sonst hilft f=1(2piRC), wenn R bekannt ist.
Darius

AndreasS
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Beitrag von AndreasS »

dubwarrior hat geschrieben: Die gezeigte Schaltung taugt also eher weniger um "Röhren Sound" zu erzeugen, sehe ich das richtig?

Worin ligen den die stärken der Schaltung?
Ja, die Schaltung wurde als Leitungstreiber für TV-Linien entwickelt. Wenn man unter "Röhrensound" ein Dominieren geradzahliger Oberwellen über den ungeradzahligen versteht, wäre die Kathodenbasisschaltung einer Triode die geeignetste: mit abnehmenden Lastwiderstand steigen die Durchgriffsverzerrungen.

Zu dem Rest hatte Darius ja schon geantwortet..., wobei die verlinkte 6Ж27Л nicht die beste Wahl für Dein Ziel wäre (es ist übrigens eine Pentode).

Andreas

kubi
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Re: Röhrenschaltung

Beitrag von kubi »

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dubwarrior hat geschrieben:Ich frag mich schon lange ob es Irgendeine Schaltung gibt mit der man Quasi den "Röhren Sound" erzeugen kann.
Willst du jetzt richtig verzerren oder nur ein paar Harmonische dazufügen?
Darius

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