AKG C12 Netzteil

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toff
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AKG C12 Netzteil

Beitrag von toff »

Hallo!

Mein aktuelles Projekt: zwei AKG C12-Clone. Ich versuche gerade, das originale Netzteil-Konzept etwas zu modernisieren, für die Heizspannung ist das auch schon recht weit gediehen inclusive Platinenlayout.

Beim Hochvolt-Teil verstehe ich allerdings etwas nicht, und könnte eure Hilfe gut gebrauchen. Hier der Plan, leider etwas schlecht lesbar:

Bild

Mittlerweile habe ich rausbekommen, dass da am Ende 120Volt anliegen sollen, die dann über Pin 5 von Verbinder 8B26Ci als Betriebsspannung zur Röhre fließen und über Pin 5 von Verbinder 6s26Ci zum Schalter für die Wahl der Polarisationsspannung.

So weit, so gut, aber: Was machen die da mit dem 1kÖhmer (ich glaube R8, ist schlecht lesbar; der über R10) in der Masseleitung?
Und was macht das RC-Glied R10/C6? Wohl Pin4 auf irgendein Potential relativ zum Massepotential vor R8 legen - aber warum? :D Scheint ein sehr ausgechecktes Röhren- und Kapsel-"Vorgespanne" zu sein...

Ich könnte natürlich auch einfach vor R5 ein "modernes Netzteil" mit Spannungsregler setzen, und dann ab R5 alles so wie im Plan machen, das wäre sicher die einfachste Lösung.

kubi
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Beitrag von kubi »

Hallo Toff, die 6072 ist eine direkt geheizte Triode, d.h. die Kathode kann man nicht so leicht auf ein höheres Niveau heben und das Gitter bei 0V lassen. Daher muss man, weil die Kathode bei 0V liegt, das Gitter negativ vorspannen. An Pin vier des Verbinders wird eben diese negative Spannung zur Verfügung gestellt. R11/C10 und R10/C6 sind die RC-Glieder, die die Spannung weiter glätten und R15 legt sie hochohmig ans Gitter an.
Der Trick mit R8 ist einfach und erlaubt es ohne eine zusätzliche Windung des Transformators eine zusätzliche negative Spannung zu erzeugen. Über R6 fließt ein Strom von links nach rechts, d.h. die Spannung fällt über R6 nach rechts hin ab, bei R8 ist das umgekehrt (Potentialdifferenz ist hier nach Ohm 1/5 von der bei R8). Und weil die rechte Seite von R8 auf Masse gelegt ist, liegt die linke Seite folglich im negativen Bereich und wird dort über R10 abgegriffen.
Darius

toff
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Beitrag von toff »

Kubi, schon mal danke für die Antwort - klasse!
kubi hat geschrieben:Hallo Toff, die 6072 ist eine direkt geheizte Triode (...)
Die 6072 hat doch separate, intern nicht mit der Kathode verbundene Heizfäden, ist also eine indirekt geheizte Triode!?

Also hätte man doch mittels des üblichen Kathodenwiderstand die negative Vorspannung des Gitters erreichen können - warum wird das hier anders gemacht?

(Und weil ich das aus Schaltbildern von Rörenschaltungen so gewöhnt bin, dass über den Kathodenwiderstand die Vorspanung erzeugt wird, habe ich auch übersehen, dass hier die Kathode direkt an Masse liegt...)

AndreasS
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Beitrag von AndreasS »

Hallo Toff,

man könnte auch einen gewöhnlichen Kathodenwiderstand einsetzen; das Problem ist dabei die Einstreuung von der Heizung (die Isolation zwischen Faden und Kathode hat einen endlichen Widerstand, die Siebung der gleichgerichteten Wechselspannung ist nie ohne Restbrumm). Legt man die Kathode auf diese Weise auf Massepotential (oder anders ausgedrückt: verbindet Heizer und Kathode), minimiert man das sog. Isolationsbrumm.

Da in der Gittervorspannungserzeugung praktisch keine Ströme fließen, ist hier die Siebung entsprechend einfache (und effektiver).

Gruß Andreas

kubi
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Beitrag von kubi »

toff hat geschrieben:
kubi hat geschrieben:Hallo Toff, die 6072 ist eine direkt geheizte Triode (...)
Die 6072 hat doch separate, intern nicht mit der Kathode verbundene Heizfäden, ist also eine indirekt geheizte Triode!?
Ja, richtig, sie ist eine indirekt geheizte Triode, wird hier aber wie eine direkt geheizte verwendet. Da war ich wohl schneller am Tippen als beim Denken. Brainfart.
Ansonsten wie geschrieben...
Darius

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