Komplette Eigenentwicklung einer Studiokonsole

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rooster
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Komplette Eigenentwicklung einer Studiokonsole

Beitrag von rooster »

Tja ist schon ein großes Projekt aber machbar.
Nachdem wir (unsere Band) uns immer eigentlich relativ alte Großkonsolen ins Studio geholt hatten und nach einer kompletten Überholung feststellen mussten das wieder einmal irgend etwas gefehlt hatte, haben wir uns dazu entschlossen jetzt das zu entwickeln und zu bauen was wir gerne haben möchten.
Genug Vorspiel :wink:
Realisiert wird nun folgendes:
48 Track routing
16 AUX Wege 8 davon auf ST umschaltbar
Input Modul
Getrennte Eingänge MIC/Line - Tape Return - Preampout - Insert
Filter
Durchstimmbare HI / LO Passfiler
Dynamics
Orginal SSL G4000+ Nachbau
EQ
4 stufig voll parametrisch mit 4 zuschaltbaren Notchfilter
VCA gesteuerte Fader
Ich werde das Projekt soweit gewollt in allen Baustufen hier veröffentlichen
Gibt es Anregungen Ideen?
Karl-Heinz

hardtrail
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Beitrag von hardtrail »

Hi

Ich will dir auf keinen Fall den Wind aus den Segeln nehmen, aber du überblickst schon den Umfang deines Projekts?
Schaltpläne sind alle vorhanden oder fängst du dort auch neu an? Dann hoffe ich, dass du noch jung bist und zudem nichtraucher :wink:
Es wird teuer, also ich glaube, dass du in den wenigsten Fällen gegenüber einem Neukauf Geld sparst. Nein, nicht die Kondensatoren sind teuer, aber Übertrager, die Platinen (wenn du gute willst) die zweite und dritte Version des zuvor gescheiterten Entwurfs, Fader und so, das fällt leider immer erst sehr spät auf.
Hast du das Equipment, Messungen durchzuführen, die über Gleichspannung und 50Hz hinausgehen? Schließlich sollen später alle Kanäle gut klingen und vor allem identisch.
Ich kann nur sagen, dass ich vor kurzem einen popeligen Sans Amp GT2 nachgebaut habe, und da existierte die Schaltung sogar schon. Aber es war kein Projekt für einen Abend, mit anschließender Fehlersuche recht zeitintensiv.

Um aber nicht nur zu meckern, da ich ohnehin gerne einen 1HE Channelstrip hätte, könnte ich mir vorstellen, dich beim Entwurf eines Kanalzugs zu unterstützen. Bin recht fit im Leiterplattenentwurf.
Auch beim Netzteil geht was.

[silent:arts]
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Beitrag von [silent:arts] »

Ambitioniertes Vorhaben, wie viele Jahre habt Ihr eingeplant?

48 Track Routing:
benötigt 48 Summierverstärker :cool:
heute noch nötig?
ist es nicht einfacher gegebenenfalls den Eingang der DAW umzustellen?
oder wollt Ihr 2 x 24 Spur 2" analog verwenden ...

16 AUX Wege 8 davon auf ST umschaltbar:
16 weitere Summierverstärker

etc.

die nötige Metallarbeit würde mir auch Sorgen bereiten ...

preislich wäre dann sogar ein Pro Tools HD7 mit ICON drinn.

Ich würde mal etwas downscalen ...
Kenne Eure tatsächlichen Bedürfnisse ja nicht, aber mit einer DAW etc scheint einiges unnötig.
Eine gebrauchte SSL dürfte sogar preiswerter zu erwerben sein, als das alles selbst zu entwickeln / bauen.

Habe auch eine (kommerzielle) Anfrage ein Pult zu entwickeln, aber nur beim Rechnen bin ich schon beim API Format gelandet (Jeff Steigers 8 Kanal Buckets), dann muss nur noch etwas Routing (max. 8) / Aux Wege (max 8) selbst gestalltet werden (und auch da veranschlage ich bereits ein Jahr für)

Als Band wollt Ihr nebenbei sicher auch noch Musik machen?
Arbeiten nebenbei nicht mehr nötig?

Will Euch nicht abhalten, und freue mich auf alle veröffentliche Baustufen.
volker
olafmatt hat geschrieben:Strom kann tot machen

[silent:arts]
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Beitrag von [silent:arts] »

hardtrail war schneller,

aber richtig:
das Netzteil für so eine Gecshichte habe ich vergessen :lol:
bei einem 48er Routing werden es ja auch mind. 48 Channels,
plus den Rest, ui ui ui - das braucht Strom ...
volker
olafmatt hat geschrieben:Strom kann tot machen

rooster
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Beitrag von rooster »

Den Ansturm hatte ich nicht erwartet.
Zu den Messgeräten:
Es sind alle notwendigen Messgeräte sowie ein AP1000 vorhanden.
Die Schaltpläne sind weitgehenst schon gefertigt und zum Teil schon geroutet.
Der Kanalzug ist bis auf einigen Kleinigkeiten in der Simulationsphase. (MultiSim). Ein Prototyp des EQ wird heute noch eingemessen.
Achja; rauchen gehört zur Grundausstattung.
Der Metallbau ist hier etwas einfacher, da wir eine alte 36Kanal TAC/AMEK Magnum im Studio hatten, welche komplett geschlachtet und über EBAY entsorgt worden ist.
Der Stromverbrauch dieser Konsole teilt sich wie folgt auf.
Für das LED Metering werden wir ca.26A bei +/-15VDC benötigt.
Für den Rest kommen 4 Netzteile a 40A +/- 18VDC (kalkulativ) zum Einsatz.
Zu den Summenverstärkern: Das ist sicherlich nicht ausser Acht zu lassen aber da gibt es gute Erfahrungen meinerseits aus früheren Projekten.
Als Symmetrierwandler werden THAT 1646 eingesetzt. Den kann ich jeden nur empfehlen. THD besser als die Werksangaben.

[silent:arts]
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Beitrag von [silent:arts] »

Du scheinst zu wissen was Du vorhast, deshalb erstmal:
Viel Glück!

und halte uns auf dem laufenden :D
volker
olafmatt hat geschrieben:Strom kann tot machen

Harpo
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Beitrag von Harpo »

Ob sowas wirtschaftlich sinnvoll ist ... Für die Kohle kannst Du die ein- oder andere Studiominute auch buchen und mußt da dann auch nicht saubermachen. Eigentlich kanns beim Selbstbau nur um den Spaßfaktor gehen und bei so'nem Pult hast Du laaaange Spaß.
Am ärgerlichsten fand ich damals immer, Layouts für Teile die man im Pult nur 1x braucht kleben zu müssen (gibts Letraset überhaupt noch?). Hätte man in gleicher Zeit gleich mit Lochrasterplatinekes bauen können.
Ahja, so'n Pult ist mehr als die Summe seiner Einzelteile. Hab mich immer gewundert wieviele Motorboote dadrin vorübergehend ein Zuhause gefunden haben, wobei die Module jeweils einzeln keine LF-Oszianwandlungen hatten. Wie einige Frauen behaupten - size matters...
Gudd Lack.
mische lauter - Ohren wachsen nach
Ist mir Scheißegal wer dein Vater ist. Solange ich am Angeln bin, gehst Du hier nicht übers Wasser !

jensenmann
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Beitrag von jensenmann »

Alle Jahre wieder der Pultselbstbauthread. Schon oft gelesen, aber noch nie Ergebnisse gesehen.
Ich wünsche dir mehr Erfolg bei deiner Unternehmung, als alle deine Vorgänger bisher zusammen hatten.
Jens

rooster
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Beitrag von rooster »

Bis jetzt ist das doch schon hoch motivierend was man hier zu lesen bekommt.
An alle die weniger daran glauben!
Es wird mittlerweile das 3. Pult. Die ersten 2 waren allerdings reine Live Konsolen.
Also etwas Erfahrung ist schon vorhanden.
Baustufenfotos hierzu kann ich gerne per mail verschicken

Karl-Heinz

hardtrail
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Beitrag von hardtrail »

jetzt bin ich echt gespannt. Ich finds krass, dass jemand so ein Projekt anfängt und es dann auch zu Ende bringt. Ich für meinen teil würde höchstwahrscheinlich nur halbfertige Platinen im Keller stapeln...
Nun, die Skepsis musste auch verstehen, dich kenn wahrscheinlich noch keiner hier. Und wenn ich mich als Neuling im Forum anmelde und direkt mit einem Pultselbstbau die Türe ähm eintrete ist klar, dass zunächst mal ungläubig gelächelt wird ^^
So wie ich das überblicke sind hier schon einige sehr fähige Leute angemeldet, die sicher schon viele dieser Ansagen gelesen haben und noch immer auf die ersten Bilder warten...
Ich bin aber echt mal gespannt.
Hast du denn bestehende Schaltungen nachgebaut oder komplett neuentwickelt?

holger777
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Beitrag von holger777 »

Hallo,

ambitioniertes Projekt. Schau Dir mal die hier an:
http://www.tonelux.com/products.html

Die bauen aus dem ganzen Kram da im Prinzip, wie eine Art Lego, eine
ganze Konsole zusammen. Ich hab ein Foto von einer fertigen Konsole
von denen gesehen, wo die ihre Module mit API Modulen zusammen in
einem Frame hatten. Das wäre doch sowieso eventuell eine Variante:

Alles über Group DIY 50x Baugruppenträger. Da kannst Du dann im
Bedarfsfall auch mal ohne Probleme in einzelnen Kanalzügen die EQs,
Dynamics oder Preamps tauschen.

Hier haste noch ein Foto von einem fertigen Tonelux-Teil:
http://www.tonelux.com/consoles.html


Grüße
Holger

rooster
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Beitrag von rooster »

Also, fangen wir einmal ganz von vorne an.

Zur Eingangsstufe ist folgendes zu sagen.
Der Mikrofonvoverstärker basiert auf einen THAT1512 und ist elektronisch symmetriert. Der Gain liegt bei 65dB.
Übertrager zu wickeln oder bei Lundahl zu kaufen halte ich weniger sinnvoll als eine extrem gute Leitungsführung mit großer Rücksicht auf Störungen von Hand(ies) und anderem Netzwerkschmodder mit guten "Chokes" zu blocken.
Geht mal mit einem Handy in Richtung MIC Input und zieht mal den Gain auf.
Wer ein Scope im Bereich 100MHz oder höher hat kann es sehen.
Warum?????? Das ist ein übler Effekt welcher von sogenannten Begrenzerdioden hervorgerufen wird.
Äußerst wichtig ist hier das Routing in Hinsicht auf THD+N.
Gefolgt von einer Dämpfung -25dB geht das Signal weiter zu einigen Relais welche zwischen MIC/LINE und TAPE RET umgeschaltet werden.
Warum Relais?
Ganz einfach ------ THD
Prellen interesiert nicht, da wir uns im Studio befinden und den Fader etwas vor dem Umschlten zurück genommen werden kann.
Auch die Meter-Umschaltung geschieht hier.
Heute Abend geht's weiter
KH

Harpo
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Beitrag von Harpo »

Gibt's die ISDN Common-Mode-Chokes noch, oder willst Du STELCOs o.ä.verbauen?
mische lauter - Ohren wachsen nach
Ist mir Scheißegal wer dein Vater ist. Solange ich am Angeln bin, gehst Du hier nicht übers Wasser !

rooster
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Beitrag von rooster »

Hallo Holger 777
Tonelux ist schon bekannt. Die haben ein etwas eigenwilliges Design. Technisch kenne ich die Module nicht.
Harpo
Ich teste im Moment einen Choke von Epcos.
Ich hatte die ganze Zeit Murata eingesetzt, werden aber nicht mehr hergestellt.

Und weiter von heute morgen
Nach der Umschaltung folgt eine Phasenumkehrrstufe.
Das PRE Signal wird jetzt auf folgende SENDS zur Patch geschickt.
PREAMPOUT, INSERTSEND und geht weiter über die DYNAMICS zu beiden variablen Filter HI-LOPASS. und EQ.
Da ist noch ein kleiner Fehler. Der EQ ist nicht 4 sondern 3stufig.

nrgrecording
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Beitrag von nrgrecording »

48er Routing? Als Inline-Konfiguration also dann auch 48 Eingangskanäle? Grob geschätzt ist man mit den ganzen Auxen, EQ, Filter und Schalter schon bei 6000€ Materialkosten, oder liege ich falsch? Dann noch Potikappen, Schalterkappen, Frontpanels, Patchbay...

Ich hatte mir die letzten 15 Jahre auch mal ab und zu Gedanken über sowas gemacht... :D So eine Neve-mäßige Modulbauweise würde ich favorisieren, alles auf einen Kanal ist irgendwie so unflexibel.
Vermutlich würde ich alles alles API kompatibel bauen. Bzw. 51x kompatibel. :wink: Zumindest 3 API Racks für Preamp, EQ, Dynamics... Aux, Logic, Fader kann man ja auch anders machen... aber ich würde auch Baugruppenträger z.B. 6HE... benutzen. Dann hat man jeweils 8 Kanäle schön übereinander. Genauso hab ich das schonmal bei EMI gesehen glaube ich. Spätestens wenn man mit der Kiste fertig ist fällt einem wieder etwas anderes ein... ich glaube ich würde mich schwarz ärgern wenn ich dann alles in einem Modul untergebracht hätte. Mit Modulen hat man's vermutlich einfacher mit dem bauen, servicen und wieder auseinanderrupfen. Wenn das Pult aus Einzelmodulen besteht könnte man es bei Bedarf auch besser verkaufen wenn es mal sein muss, besser erweitern und das ganze Projekt wäre auch für andere interessant. Vor Jahren gab's ja schonmal ein "Mischpult für alle zum selberbasteln" Projekt in der elrad Zeitschrift. Das wär doch was. Das erste modulare DIY Mischpult.
Das mit den SSL EQs würde ich mir vielleicht nochmal überlegen. :wink: Meine Lieblings EQs sinds nicht, na eigentlich finde ich die recht scheisse. Wenn's SSL sein muss, dann die mitten Bänder, HI und Low vom Amek, Filter vom Harrison. Ich hab irgendwo noch einen geklonten ADT EQ, das Ding ist einfach super. Kann ich Dir gerne mal schicken die Platinchen, vielleicht willst Du Dich ja noch umentscheiden!? :D Gut, wenn's schon geroutet ist, dann isses eh zu spät. Für die meisten DIYer wäre der Preamp, EQ und Dynamics als Einzelmodule wohl hochinteressant.
Hattest Du schonmal mit dem Sonny von Estec Kontakt? Der hat den Pultbau schonmal hinter sich, vielleicht hat der noch eine Idee wie er Dich davon abbringen kann. :D
Das letzte mal als jemand ein kleines 24Kanalpult ohne Routing und erstmal nur 2-bus Routing, 8 Kanäle EQ, 24 Kanäle Aux/Fader und einmal master gebaut hat wollte er es in einem Monat fertig haben. Ich hab ihn immer ausgelacht und am Ende hatte ich recht... in dem Jahr ist das Pult nicht mehr fertig geworden. :wink: Beim letzten SSL4000 Nachbau haben se in allen Kanälen die Summierwiderstände vergessen gehabt. :D Immerhin hat man heutzutage den Vorteil das man keine diskreten Netzteile mehr bauen muss - modernere Schaltnetzteile machen die Stromversorgung wohl zum einfachsten Teil vom Mischpultbau. Vielleicht noch ne Thyristor-Crowbar hintendran fummeln zur Sicherheit und dicke Verpolungsschutz Dioden am DC Pult-Strom-Eingang.
Wieviel €€€ sind denn für das Projekt im Sparstrumpf?

Viel Erfolg

Frank.


(wenn die Kanäle niedriger als 500mm sind dann könnte ich mit Frontplatten und Siebdruck evtl. helfen)
Frank Röllen. www.energyrecording.de [FORUM · DIY WEBSITE · TONSTUDIO]°°°° www.frontpanels.de [cnc gefertigte Frontplatten]°°°°

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