EQ-Berechnung: wo ist der nicht-vorhandene Widerstand?

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olafmatt
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EQ-Berechnung: wo ist der nicht-vorhandene Widerstand?

Beitrag von olafmatt »

Moin Jungs,

ich halte meine Hand schonmal bereit für den Schlag an die eigene Stirn und der Ruf "klar, ich bin ja blind" liegt auch schon auf meinen Lippen, aber leider noch kein Grund aus dem Verharren in die Bewegung über zu gehen...

Ich versuche einen simplen doofen EQ zu berechnen, und zwar einen Gyrator, wie man ihn oft in Grafik-EQs findet. Das ganze soll EXAKT +/-6dB Regelbereich haben und das 'Poti' (Drehschalter) soll in der Mitte geerdet sein, damit bei FLAT auch wirklich alles flat ist.

Hier die Schaltung:

Bild

Frequenzen und so ausrechnen ist ja alles kein Problem, aber diese doofe Verstärkung! Irgendwo habe ich eine Formel gefunden die sagt max. Anhebung wäre R102 / R1. Simulator sagt so einfach wäre das nicht (gibt zu viel Boost).

Dieser R1 hat ja bei max. Boost noch die eine Hälfte des Potis parallel, also hab ich gedacht muß ich R1 entsprechend anpassen, dass es parallel mit dem Poti dann den richtigen Widerstandswert hat. Das gibt dann je nach gewünschtem max. Boost entweder zu viel oder zu wenig wirklichen Boost.
Ok, ich könnte jetzt was im Simulator basteln, das den Widerstandswert hochfährt (und gleichzeitig C1 anpaßt) und mir ne Kurve malen lassen und aus der dann den passenden Widerstandswert ablesen. Aber irgendwie interessiert es mich schon....
Und überhaupt, gibt es eine Formel mit der ich den Wert des Potis bestimmen kann? Vorhandene EQ Schaltungen haben da so gut wie alles verbaut, was man sich an Werten zwischen 1k und 100k denken kann.

Olaf


PS: ja, die Opamps laufen bei mir auch ohne Betriebsspannung :cool:

EDIT: PPS: das mit der Potihälfte parallel ist natürlich Schwachsinn, denn dadurch kriege ich zwar einen niedrigeren Gesamtwiderstand und somit zu viel Gain, aber auf der anderen Seite (+ Eingang des Opamps) habe ich ja ebensoviel Signalverlust durch die andere Hälfte gen Masse. Gleicht sich also aus.

[silent:arts]
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Beitrag von [silent:arts] »

muss gleich weg, aber Du kennst die sicher schon - trotzdem:

http://www.forsselltech.com/downloads/s ... rator1.pdf
http://www.forsselltech.com/downloads/d ... esign2.pdf

auf den ersten ganz schnellen Blick sehen mir Freds Gyratoren leicht anders aus - nkl. einem Widerstand mehr.

Ist Kindergeburtstag nicht was schönes ...
(ich meine nicht den Gyrator, sondern einen echten mit 9 jährigen Mädchen :lol: :lol: :lol: )
volker
olafmatt hat geschrieben:Strom kann tot machen

olafmatt
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Beitrag von olafmatt »

Ja, diese Links hatte ich vor dem Posten auch nochmal durchgelesen und mich über folgendes gewundert:
There are three different gyrator topologies that I know of, and possible more. One is too complicated (it uses two opamps and 5 resistors), while the other two circuits use a single opamp. Feeling that simpler is almost always better for audio circuits, I prefer the single opamp approach. As I said there are two topologies that use a single opamp. In experiments that I have done with both these circuits, I have found that one has a distinct advantage over the other.
Ahso. Und was ist diese "distinct advantage"? Muß ich wohl Eintrittskarte für teuer Geld nachlösen, damich ich das auch noch erfahre.

Na ich werd mal prohylaktisch diesen anderen Gyrator durch den Simulator quirlen. Alle Literatur die ich hier ganz haptisch im regal stehen habe benutzt den Gyrator wie er in meinem Beispiel zu sehen ist. Allerdings muß ich sagen, dass der Frequenzverlauf oberhalb des Filter nicht so pralle aussieht. Womöglich deswegen ieber den anderen Gyrator? We'll see.

Olaf

olafmatt
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Beitrag von olafmatt »

Hier mal zur Illustration und Belustigung der Unterschied der beiden Gyratoren. Hab den max. Boost nicht komplett identisch gefummelt, aber zumindest Q und Frequenz ist bei beiden gleich (Q noch minimal daneben, wenn ich ehrlich bin). Grün ist der oben gezeigte Gyrator (man beachte die Form der Kurve nach der Anhebung, geht nie wieder auf 0dB zurück) und Blau ist der bei Forssell gezeigte Gyrator.

Bild

Hab ich damit den "distinct advantage" gefunden?

Olaf

[silent:arts]
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Beitrag von [silent:arts] »

olafmatt hat geschrieben:Hab ich damit den "distinct advantage" gefunden?
ist doch ein eindeutiger Vorteil das blau wieder auf 0dB abfällt.
also: JA :D :D :D
volker
olafmatt hat geschrieben:Strom kann tot machen

olafmatt
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Beitrag von olafmatt »

[silent:arts] hat geschrieben:ist doch ein eindeutiger Vorteil das blau wieder auf 0dB abfällt.
Je nach Verwendungszweck könnte sowas schon ein Entscheidungskriterium sein. :D

Und wie berechne ich nun den Boost? Bei dem Forssell-Gyrator (er nennt den "equal R gyrator") scheint mir der Wert des Potis einen noch viel größeren Einfluß zu haben.
Um zum Beispiel im Bassbereicht ca. +/-20dB Regelbereich zu bekommen muß ich arg hochohmig bauen (>= 100k Ohm). Oder sonst die bei Forssell mit 1k angegebenen Widerstände stark verkleiner, was dann dazu führt, dass ich a) sehr große Kondensatoren einbauen müßte und b) der Opamp im Gyrator eine sehr niedrige Last treiben müßte und somit ein stromstarker Buffer hinterm Opamp nötig wäre. Dann zeigen mir wieder alle den Vogel, wenn ich einen 3 Watt Class-A Gyrator baue.

Olaf

[silent:arts]
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Beitrag von [silent:arts] »

Mich muss man zu Berechnungen nicht fragen, Harpo hat mir gerade erst per PM das Bruchrechnen mit rationalen Zahlen erklärt :D
(danke noch mal für die PM)

Aber ein 3 Watt Class-A Gyrator wäre schon ein netter Vogel :D :D :D
volker
olafmatt hat geschrieben:Strom kann tot machen

Harpo
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Beitrag von Harpo »

[silent:arts] hat geschrieben:Mich muss man zu Berechnungen nicht fragen, Harpo hat mir gerade erst per PM das Bruchrechnen mit rationalen Zahlen erklärt :D
(danke noch mal für die PM)
Wetten, Bernd hätte das von Berufs wegen besser gekonnt :)
Aber ein 3 Watt Class-A Gyrator wäre schon ein netter Vogel :D :D :D
Wenn Du den Vogel bei 3 Watt garst, ist der völlig ausgetrocknet wenn er aus der Gyröhre kommt, un dann kannze den alleine essen.

Ät Olaf: hab Deinen Plan mal in den Simulator geworfen. Lustiges Ergebnis. Bei Poti auf full CW boostet der auf 6,5kV :cool: :shock: :lol: Super OpAmps, diese 5532 ohne angeschlossene Versorgungsspannung. Gezeitenkraftwerk ist 'n Sch... dagegen.
Sobald das Poti aber keine Mittenanzapfung an 0V mehr hat, benimmt er sich wieder. Hab den mal auf die Schnelle mit R1 auf 10k auf +/-6dB umgeschraubt (AV=2 bis 0,5). Je größer R2, je näher fällt der außerhalb des Passbandes wieder auf 0dB ab. Den Q hab ich aber schnellschußmäßig deutlich zu groß. Das Poti hat laut Rechenknecht in dieser Konstellation 'ne frequenzabhängige Impedanz von roundabout 50k (egal ob das ein 5k, 10k, 50k oder 100k Poti ist). So'ne komische Formel zur Gainberechnung sagt, Verstärkung der rückgekoppelten Schaltung bei unendlich großer Verstärkung vgoo=(jwCRn)/(2-w²C²R²+jwCR(4-n)). w=Keisfrequenz, j=Wurzel(-1), falls Dir das was nützt.
mische lauter - Ohren wachsen nach
Ist mir Scheißegal wer dein Vater ist. Solange ich am Angeln bin, gehst Du hier nicht übers Wasser !

olafmatt
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Beitrag von olafmatt »

Harpo hat geschrieben:Das Poti hat laut Rechenknecht in dieser Konstellation 'ne frequenzabhängige Impedanz von roundabout 50k (egal ob das ein 5k, 10k, 50k oder 100k Poti ist).
Da ist was dran. Ohne Mittenanzapfung hat der absolute Potiwert tatsächlich keinen Einfluß auf die max. Angebung/Absenkung. Sollte ich wohl lieber auf die Anzapfung verzichten und mit 1‰ Widerständen bauen.

In Deiner Formel, was ist'n das "n"?

Olaf

Harpo
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Beitrag von Harpo »

olafmatt hat geschrieben:In Deiner Formel, was ist'n das "n"?
Das ist nicht Meine Formel (Operationsverstärker, Heyo Mennenga, Hüthig Verlag, ISBN 3-7785-0541-6).
Wie ich das deute, ist 'n' der Faktor aus der Amplituden- und Phasenbedingung von Gegenkopplung und Mitkopplung (und anscheinend der Grund, wieso am CW Potianschlag vom ursprünglichen Ensemble der Mitkopplungsfaktor zu groß wird und damit -laut Simulator- Weltweit und auf wunderbare Weise alle Stromversorgungsprobleme löst).
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