Also jetzt mal ehrlich ................

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bernbrue
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Also jetzt mal ehrlich ................

Beitrag von bernbrue »

sind China Mikrofone wirklich so schlecht?

Ich habe Dank meines Freundes Reiner eine Menge an Vintage Mikrofonklassikern zur Verfügung und verfolge natürlich mit Interesse im Mutterforum und auch bei Gear Sluts den Hype um Klassiker wie U47/M49 usw. .

Ich hatte des öfteren Aufnahmesessions mit guten/sehr guten Sängerinnen und habe mir vor einer Session immer gut überlegt, welches Gesangsmikrofon ich wohl nehmen werde. Meistens habe ich drei in die engere Wahl genommen und mich nach den ersten Takes für eines entschieden.

Gerade erst vorgestern hatte ich eine phantastische Sängerin im Studio. Ich habe ein CMV563, Neumann M49 und ein Apex 460 am Start gehabt. Danach habe ich mir die ersten Aufnahmen angehört und mich für das Apex 460 entschieden. Natürlich konnte man deutliche Unterschiede bei den Aufnahmen hören. Für diese Sängerin gefiel mir rein subjektiv das Apex am besten. Das Apex hat im Vergleich zu den beiden anderen Mikros diese typische Höhenanhebung, die ich im Mix allerdings gut in den Griff bekommen konnte.

In anderen Sessions habe ich Neumann UM57(das Ost U47), UM70 (MV692 mit M7 Kapsel), UM70 mit U87 Kapsel und T-Bone SCT 700 getestet und mich für das UM70 mit U87 Kapsel entschieden. Aber auch in dieser Konstellation hatte das T-Bone keine schlechte Figur abgegeben.

Ein Freund von mir hat in der LMA WF ein Direktvergleich von Kleinmembranern (u.a Neumann KM 154, Sennheiser MKH, Neumann KM84, Behringer C2, Rhode NT 5) gemacht und mir in einem Blind Test die Aufnahmen vorgespielt (Sprache, Akustik Gitarre, Flügelaufnahme). Die Sennheiser klangen sehr gut aber rauschten deutlich hörbar, die KM154 klangen im Vergleich zu Rhode und Behringer eher fade, Rhode und Behringer klangen sehr modern und frisch. Das KM84 klang ausgesprochen angenehm ohne Betonung von Höhen oder Bässe) Dies sind natürlich alles sehr subjektive Eindrücke, aber auch in diesem Zusammenhang klangen die Billigmikrofone ausgesprochen gut.

Mir ist schon klar, dass die Unterschiede besonders bei Distanzmikrofonierung deutlicher zum Vorschein kommen, aber jetzt mal ehrlich:

Sind die Chinamikrofone wirklich so schlecht?
Ist der Hype um Neumann & Co wirklich gerechtfertigt?

Ich meine "Nein". Es ist schon erstaunlich, dass Neumann mit dem TLM 102 ein Mikrofon in den 500 Euro Bereich plaziert hat. Haben die Neumänner die Konkurrenz aus Fern Ost unterschätzt oder zu spät erkannt?

Edit:
Hier mal ein Vergleich CMV563 -- Apex 460 (Reihenfolge bitte selbst herausfinden)

http://www.twin-x.com/groupdiy/displayi ... =-61&pos=0

Jetzt seid ihr dran!
Gruß
Bernd
Zuletzt geändert von bernbrue am So Feb 20, 2011 4:03 pm, insgesamt 1-mal geändert.

olafmatt
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Re: Also jetzt mal ehrlich ................

Beitrag von olafmatt »

bernbrue hat geschrieben:Sind die Chinamikrofone wirklich so schlecht?
Ist der Hype um Neumann & Co wirklich gerechtfertigt?
...und ist jedes kommerzielle Gerät wirklich so schlecht, dass man es erstmal "modden" muß?

Bernd, Dein Problem ist, dass Dir Dein Kumpel die Mirkos zur Verfügung gestellt hat. Hättest Du die für viel Geld von Deinem sauer ersparten gekauft dann würden die aus rein psychologischen Gründen natürlich besser klingen.
Das Gleiche mit Modifikationen an Geräten. Wenn ich nicht wirklich Ahnung habe, was ich tue (und noch ein bißchen Respekt vor Strom) und dann mühselig ein Gerät zerlege, die Opamps oder Kondensatoren tausche, wieder alles zusammenbaue und die Kiste mit schwitzenden Händen wieder anschalte (geht se noch, nachdem dran rumgefummelt habe?) dann ist doch klar, dass der Sound, den man dann hört 1000x besser ist als vorher, weil er nämlich zu dem beruhigenden Gefühl dazu gehört, dass man das Gerät nicht zerschossen hat.

Bei Mikrofontests find ich es immer lustig, dass die Leute mit dem "besten" Mikro anfangen (also das, das den besten Ruf hat / am teuersten ist) und wenn dann alles eingerichtet ist nachher an die gleiche Stelle und in die gleiche Signalkette ein anderes Mikro packen. Ist doch klar, welches dann gewinnt. Also: Mikrofone sind nicht alle gleich, aber ein anderes Mikro an einer minimal anderen Stelle oder mit einem anderen Micpre wird sehr oft auch gute Ergebnisse liefern. Der Rest ist Geschmacksache.

Olaf

rock 71
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Beitrag von rock 71 »

Hallo Bernd,

interesante Fragestellung.

Meine Perspektive ist, dass es einige China Mikrofone gibt die wirklich sehr gut performen. Ich habe Vergleiche verschiedener Großmembran-Mikrofone hinter mir, über die getestesten Mikros kann ich soviel sagen, dass die Unterschiede zwar da sind, aber oft geht es dabei nicht um besser sondern nur um anderst.

Die Art der Anwendung und die Position scheint dabei eine viel größere Auswirkung zu haben als das eigentliche Mikrofon, keines der getesteten Mikrofone war wirklich schlecht oder unbrauchbar, im Gegenteil, die gezeigte Leistungen sind durch die Bank für den professionellen Einsatz mehr als einsetzbar!

Die Kombination Mikro+Preamp spielt auch noch eine Rolle, manche Kombinationen empfinde ich als passender als andere. Zum Beispiel verstärke ich gerne Non Tube Mics gerne mit Tube preamps und umgekehrt. Ich vermeide meistens die Kombination Solid State - Solid State oder Röhre auf Röhre.

Klar, die teueren Brauner und Neumänner sind schon sehr gute Mikrofone und in der Summe (auch im Non-Audio Bereich) sicher den China Mikes überlegen, ob der Preisunterschied gerechtfertigt ist, vor allem in Musikrichtungen bei dehnen im nachhinein die Signale noch heftig bearbeitet werden, muss jeder mit sich selbst ausmachen.

Ich habe mir einige t.bones gekauft, eigentlich zum modden ;-), aber nach dem Testen war relativ schnell klar, das ich nichts ändern werde, außer den röhrenbetriebenen eine neue Röhre zu spendieren, was den gar nicht so schlechten Noise Floor noch einmal leicht senkt und eine hörbare Änderung des Sounds mit sich bringt.

Konkret fand ich die T.bones SCT 800 und 2000, das SCT 1100, alle aus aktuellen Chargen sehr brauchbar, das Apex 460 auch.

Die ganz billigen China Mics fand ich nicht so gut, wegen den oft nervenden Höhen...

Mein Favorit ist das t.bone SCT 800 (mit Telefunken NOS Röhre, ohne aber auch cool), unglaublich was es da gibt fürs Geld.

Beste Grüße

peterh
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Beitrag von peterh »

Hallo Bernd,

ich sehe das so: Es gibt kein schlechtes Mikrophon, ist gibt nur das falsche Mikro.
Jedes Mikro hat seine Berechtigung, es kommt darauf an, welchen Sound Du haben möchtest. Die Auswahl ist in meinen Augen (Ohren :-) ) ein künstlerrischer Prozeß.
Es ist deine Entscheidung, deine Idee, (oder die deiner Klienten) die Wahl zu treffen.

Ein altes KohleMikro aus dem Telefon kann unter umständen, genau den Sound erzeugen, den Du in diesem Moment gerade brauchst. Da wäre ein U47 vielleicht der letzte Müll, eben falsch.

Natürlich, wenn Du ein Messmikro brauchst, da sieht die Welt ganz anders aus.

Leider lassen sich viel zu viele (Kunden) von Namen und Typen blenden.
Und was ist dabei, ein Chinateil von vornherein zu modifizieren ? Du kannst, aber Du mußt es nicht tun. Lass dich von niemand beeinflussen, mache deine Ohren auf und höre selbst.

Gruß, Peter
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DerEber
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Beitrag von DerEber »

Nicht außer Acht lassen sollte man den Aspekt, ob man es moralisch vertreten kann diese billigen China Mikros zu kaufen.

peterh
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Beitrag von peterh »

Da gebe ich dir natürlich völlig Recht.
Aber danach wurde nicht gefragt.

Ersetze mal China mit allem anderen als Neumann, dann wird die Frage doch interessanter.
Mich ärgert es gewaltig, das oft so getan wird, das nur Neumann gute Kondensator Mikros baut...

Persönlich ziehe ich, wenn ich Orchester aufnehme, Die MBHO Stäbchen jedem Neumann vor. Für mich sind die Teile, das Beste was der Markt anzubieten hat. MBHO entwickelt und FERTIGT in Obrigheim und nun das wesentliche, seine Preise sind mehr wie fair.Das MB noch immer eher ein Geheimtipp ist, verstehe ich auch nicht.

Dann gibt es leider noch die Harmann Gruppe, die wohlklingende Namen (AKG) mit Chinakram bestückt. Sowas kaufe ich dann nicht, Bevor ich einen Nur-Vertriebs Konzern unterstütze, kaufe ich lieber ein Noname China Produkt und lege Hand an, das es so ist, wie es mir persönlcih gefällt. Oder noch besser: gleich ganz selbst bauen. Skylar, Tiersch, und all den Anderen sei Dank.
Noch traue ich mich nicht eine Kapsel zu bauen, da fehlt mir noch die Handwerkliche Fähigkeit in der Feinmchanik, noch :-)

Gruß, Peter
Weh ach weh, dies zu dulden.

bernbrue
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Beitrag von bernbrue »

Hi,
MBHO Stäbchen sind genial, habe erst gestern 4 Mikros davon für Drumrecording ausprobiert, absolute Spitzenklasse. Soweit ich weiß, fertigen die auch die Kapseln für Brauner. Wir haben Neumann KM140er in der LMA, wirklich schlechtes Preis/Leistungsverhältnis. Für den Preis kann man wirklich mehr erwarten. Da wären wir dann wieder, zahlt man viel Geld für ein Mikro, muss (sollte) es sehr gut sein, umgekehrt, zahlt man nur wenig für ein Mikro, kann es nur schlecht sein (wie viele Markenfetischisten behaupten). Irgendwie ähnelt die ganze Diskussion der vor gut 25 Jahren, als die japansichen Autos die renommierten deutschen Hersteller vom Markt drängen wollten. Heute ist diese Diskussion zumindest im Autosektor kein Thema mehr, für mich jedenfalls nicht. Ich fahre ein deutsches Muckerauto und einen französischen Reisewagen für die Familie. Ergo: für jeden Verwendungszweck das passende Mikro
;-)
Gruß
Bernd
Zuletzt geändert von bernbrue am Sa Apr 02, 2011 12:57 pm, insgesamt 1-mal geändert.

DerEber
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Beitrag von DerEber »

Nur wie soll man sich nun zwischen all den anderen Herstellern am besten entscheiden wenn man kein Neumann kaufen will.

Ich überlege auch im Moment welches Mikro ich mir anschaffen soll.
Wenn ich mir Mikros geliehen hab hab ich einfach immer sehr sehr gute Erfahrungen gemacht mit z.B. Km84 Km86
oder auch mal ein U89 im Kontrabass.
Immer Top!
Mit anderen höherpreislichen Mikros hab ich leider noch nicht viel gearbeitet.
Ich scheue mich natürlich davor für irgendetwas viel Geld auszugeben, ohne es je gehört zu haben.
Da bin ich ja sicherlich nicht alleine.

DerEber
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Beitrag von DerEber »

Allerdings würd ich mir auch nicht blind irgend eines von den TLM´s
zulegen.

jensenmann
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Beitrag von jensenmann »

Was mir bei Neumann sehr gefällt, ist dass sie einen sehr hohen Wiederverkaufswert haben. Im Grunde genommen kann man bedenkenlos eines gebraucht kaufen, ausprobieren und bei Nichtgefallen wieder zum gleiche Preis weiterverkaufen.
Dre aktuelle Stand meiner Mikrofonsammlung ist so entstanden, dass ich mir einfach Klassiker gekauft habe, die alle anderen auch benutzen. Und das größtenteil ohne die Mikros jemals zuvor gehört zu haben. Dabei waren dann schlußendlich nur wenige dabei, die mir nicht gefallen haben.
Welches Chinesenmikro war nochmal ein Klassiker?
Jens

lars78
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Beitrag von lars78 »

das würde ich auch sagen.
Entweder man kauft Klassiker wie z.B. Sennheiser MD, MKH, alle Neumann, Shure SM, Beta und Beyerdynamic M. Die sind sehr selten billig / günstig.

Wenn man die aber zu vernünftigen Preisen gebraucht kauft, kann man sie jeder Zeit ohne Verlust wieder abstoßen, und man weiß was man hat.

Ein weitere Entscheidungsgrund für Klassiker ist, dass diese zwischen Kauf und Verkauf auch noch Geld verdienen durch Vermietung.

Oder man kauft Mikros die günstiger und bestimmt ihr Geld wert sind, aber meisten nur mit Verlusten zu verkaufen sind, wenn man sie neu gekauft hat.
Gute Beispiele unterschiedlicher Preisklassen sind wie ich finde z.B.Beyer MC930, Gefell M300.

Die China Mikros machen nur dann Sinn wie ich finde, wenn man sie nicht wieder verkaufen will, und die Mikrofonauswahl für die Kunden kein Grund für oder gegen eine Buchung des Studios ist.
wer anderen eine Bratwurst brät, braucht ein Bratwurst Bratgerät.

peterh
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Beitrag von peterh »

das war doch gar nicht die Frage. Es ging darum, ob der Neumann hype gerechtfertigt ist und ob die Chinadinger wirklich soo schlecht sind.

Es ging nicht um Klassiker, und woher wissen wir denn jetzt schon, ob nicht eines Tages mal, ein T-Bone Teil einen Hype erfährt ?

Letztendes sind wir aber doch wieder beim Zweck: Wenn es Teil deiner Anwendung ist, der Wiederverkauf, die Markenhörigkeit (seines Kunden) ist, nur zu,es spricht nichts dagegen, außer dein Geldbeutel.

Gruß, Peter
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burnersound
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Beitrag von burnersound »

Im Prinzip spricht nichts gegen Chinamikros, speziell SE soll ja gar nicht so verkehrt sein, gehört aber auch nicht zu den billigsten. :wink:

Man muss halt im Auge behalten, dass man selbst die Endkontrolle durchführt und ein frisch gekauftes Chinamikro evtl. auch mehrfach austauschen lassen muss, bis die Qualität stimmt oder es zum Klang eines früher gekauften Mikros passt. Ist mir zumindest bei anderer Chinatechnik des großen T schon öfter passiert...

Der Fall, das Service nötig wird, ist für Mikrobastelfans vielleicht nicht wirklich beachtenswert. Ich war aber durchaus auch schon sehr froh über den Service der "Großen".
Ob man an Chinamikros auch viele Jahrzehnte lang Freude hat, muss die Zeit zeigen.
Christian
______________
Jake: You traded the Bluesmobile for this?!
Elwood: No ... for a microphone.
Jake: A microphone? Okay, I can see that.

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